8. Meldung aus Wien: Schweizer Debütantin bei Sprachsalz

 

Bettina Spoerri liest bei den 11. Internationalen Tiroler Literaturtagen Hall (13.-15. September 2013) (Foto: sw)

Bettina Spoerri (Foto: Sprachsalz/Marc Tschudin)
Bettina Spoerri (Foto: Sprachsalz/Marc Tschudin)

Beim jüngst vergangenen 11. Literaturfestival Sprachsalz in Hall/Tirol (13.–15. September 2013) machte die Züricher Autorin und Literaturvermittlerin Bettina Spoerri mit ihrer unaufgeregten Vorlesepremiere auf sich aufmerksam. Sie stellte ihr Romandebüt Konzert für die Unerschrockenen vor, das jetzt im Braumüller Verlag in Wien erschienen ist. Spoerri ist dort nicht die einzige Schweizerin im Programm.

 

Dünn ist ihr Erstling mit 460 Seiten ja nicht, und so gingen dem Erscheinen des in der jüdischen Kultur angesiedelten Familienepos viele Schreibjahre voraus. Daneben veröffentlichte sie Kurzgeschichten und ein Theaterstück. Spoerri interessieren Themen, die alle angehen, im Roman reflektiert sie auf vielstimmige Weise Identität, Erinnerung und Aufbruch.

 

 

Zum Buch:

Der Tod ihrer jüdischen Großtante, der Cellistin Leah, verändert für Anna nicht nur den Blick auf einen geliebten Menschen, sondern auch die Perspektive auf ihr eigenes Leben.

 

Anna reist von Zürich nach London, um Abschied von ihrer Großtante Leah zu nehmen. Die Tagebücher der Verstorbenen aus den Jahren 1925 bis 1948 bringen die wenigen Versatzstücke aus Leahs Leben und die Handvoll Schwarz-Weiß-Fotografien, die Anna bis dahin bekannt waren, in Bewegung, zeigen Widersprüche, füllen sich mit Geschichten, Bildern, Musik. Zerrissen zwischen ihren Rollen als Mutter, Geliebte und Künstlerin versuchte die jüdische Cellistin Leah ihren Weg zu gehen – unerschrocken und abenteuerlustig, aber auch hart geprüft von Flucht und Verlust.

 

 

Im Spiegel von Leahs Aufzeichnungen, in Auseinandersetzungen mit ihrer Familie und in der aufkeimenden Liebe zu einem Mann gewinnt Anna einen neuen, befreienden Blick auf die Geschichte ihrer Familie, befragt ihre Ängste und Hoffnungen – und wagt endlich den Aufbruch. Die Geschichte von Anna hinterfragt, wie sehr wir von den Umständen geprägt sind, in die wir hineingeboren werden. Wie man der Last einer Epoche entkommt, die innerhalb der Familie von Generation zu Generation weitergetragen wird? Sind wir von familiären Wieder holungsmustern bestimmt oder können wir Grenzen durchbrechen und neue Wege einschlagen?

Konzert für die Unerschrockenen zeichnet sich durch eine sensible Erzählweise und facettenreiche Sprache aus. Es ist die aufwühlende Erzählung eines leisen Erdbebens, das alte Verkrustungen aufbricht und aus der Vergangenheit eine Zukunft entstehen lässt. (Text: Braumüller Verlag)

 

 

 

„Als sei die Musik Vergangenheit, und nur letzte, gerettete Gegenstände erinnerten daran, dass es einmal so etwas gab. Das Kratzen der über die Saiten gezogenen Bögen, im immer selben langsamen, der endgültigen Erschöpfung nahen Rhythmus, hin und her, hin und her, ein grotesker Zerrspiegel des Verlorenen.“ (aus: Spoerri, Konzert für die Unerschrockenen)

 

  • Bettina Spoerri: Konzert für die Unerschrockenen. Roman.  Wien: Braumüller Verlag 2013. 462 Seiten. 22,90 Euro.

Bettina Spoerri, geboren 1968, studierte Literatur, Musikwissenschaft und Philosophie in Zürich, Berlin und Paris. Sie lebt als Autorin und Literaturvermittlerin in Zürich. www.seismograf.ch

 

Ein Bericht vom Literaturfestival Sprachsalz ist nachzulesen auf www.culturmag.de