Zwei Einsamkeiten. Pia Solèr und Jean-Pierre Abraham

"Einfach mal weg sein – eine der großen Sehnsüchte des zivilisierten Menschen. Pilgern auf dem Jakobsweg. Kein iPhone, kein Internet. Oder raus, aufs Land. Doch wie fühlt es sich an, schon immer einfach weg zu sein, von Berufs wegen?

Pia Solèr ist knapp 40 Jahre alt und Hirtin. Sie lebt in einem versteckten Tal im schweizerischen Graubünden. Ans Bücherschreiben hat sie nie gedacht – bis sie einer danach fragte. "Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass ich etwas zu sagen habe." Und jetzt erzählt sie. Im Oktober Schnee-Einbruch über Nacht.
SMS können nur verschickt werden, wenn der Wind aus einer bestimmten Richtung kommt. Der Hund stirbt, der Tierarzt kommt zu spät, sie begräbt ihn allein.

Die Aufzeichnungen von Pia Solèr sind authentisch, alltäglich und einzigartig. Hier spricht kein Aussteiger, auch kein mönchischer Eremit. Hier spricht eine Frau aus der Mitte Europas, sie erzählt von harter Arbeit und einsamen Stunden, vom Fortschritt und Zerfall unserer Tage, vor allem aber erzählt sie vom Leben in der Natur, auf 2000 Metern Höhe, in der sich Weite fühlen lässt."

(Text: weissbooks.w)

 

  • Pia Solèr, Die Weite fühlen. Aufzeichnungen einer Hirtin. Mitarbeit Daniela Kuhn. 124 Seiten, gebunden. 16,5 x 11 cm. weissbooks.w, Frankfurt am Main 2013. 12,99 Euro (Sonderausgabe des erstmals im September 2011 erschienenen Buchs)
  • auch als E-Book erhältlich

Jean-Pierre Abraham, Der Leuchtturm

 

"Ich habe die ganze Nacht vor mir. Nebel wird es keinen geben. Der Horizont ist klar, alle Leuchtfeuer sind zu sehen. Der Wind hat wieder auf Nord gedreht, aber die starke Dünung hält an, und für Augenblicke erbebt der Leuchtturm in ihrem Getöse.

Soeben ist meine Lampe zu Boden gefallen. Ich habe nicht bemerkt, wie sie mit jeder Erschütterung näher an den Rand des Werktisches rückte."

Jean-Pierre Abraham, Der Leuchtturm

 

"Wann war je ein Buch, das vom Alleinsein und der Einsamkeit erzählt, derart anziehend? Dieses hier berichtet vom Leben auf einem Leuchtturm in den sechziger Jahren, also in einer Zeit, als die Feuer der Leuchttürme noch von Männern bedient werden mussten, die sich ein Leben zutrauten, in dem es außer den regelmäßigen Verrichtungen im Turm keine andere Abwechslung gab als das Wetter, die Vögel und die eigenen Gedanken, drei 'Dinge' also, die dazu neigen, unter den gegebenen Umständen trotz aller Varianten wie das Immergleiche zu wirken.


Armen ist bretonisch und heißt "der Stein"; es ist der Name des am weitesten in den Atlantik hinaus gesetzten Leuchtturms der ganzen Bretagne. Dort hat Jean-Pierre Abraham drei Jahre lang als Wärter gearbeitet, zwar alle paar Wochen von einem Landgang unterbrochen – wenn das Wetter das Festmachen eines Küstenbootes zuließ –, ansonsten aber dem Toben des Meeres überlassen, bisweilen dem knappen Dialog mit einem Kollegen und zumeist dem eigenen Brüten und Sinnen, unterbrochen von den praktischen Arbeiten, dem Feuern, Reparieren, Putzen, Kochen und, in seinem Fall, Aufschreiben von Tagesnotizen – auch das eine Art Arbeit."

(Text: Jung und Jung)

 

  • Jean-Pierre Abraham, Der Leuchtturm. Aus dem Französischen von Ingeborg Waldinger. 160 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Jung und Jung, Salzburg 2010. 17,95 Euro

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