aspekte-Literaturpreis für Teresa Präauer

 

"Für mich ist wichtig, dass die Sprache klar ist, präzise und bilderreich." - Teresa Präauer

 

Am heutigen Donnerstag wird der "aspekte"-Literaturpreis 2012 an Teresa Präauer für ihren Roman Für den Herrscher aus Übersee verliehen - ein Roman "über das Fliegen und die Vögel, über einen Großvater und seine geheimnisvolle Japanerin, über Kinderträume und Lebensklugheit, bestechend genau und bilderreich erzählt", wie der Wallstein Verlag schreibt. Aber das sagt noch nicht viel, daher hier der Kurztext:

 

"Es ist Sommer. Die Eltern sind auf Reisen und schicken ihren Kindern täglich eine Ansichtskarte von den exotischen Plätzen dieser Welt. Der Großvater liest daraus vor, was er lesen möchte, und das ist meist das Gegenteil dessen, was dort geschrieben steht. Für die Kinder Anlass genug, sich selbst das Lesen beizubringen.
Lesen kann man angeblich auch von den Vögeln lernen. Und Fliegen! "Fau wie in Sieg, Fau wie in Vogel, und Fau, wie die Vögel fliegen!", ruft ihnen der Großvater zu und streckt dabei Zeige- und Mittelfinger in die Luft. Ja, fast jeder in diesem Roman fliegt auf irgendeine Weise: Die Fliegerin, die in ihrem bohnenförmigen Fluggerät eine Schar von Vögeln in ihr Winterquartier begleitet. Die Kinder mit ihren selbstgebauten Flugmaschinen aus Federn, Papier und Draht. Und der Großvater, der einmal ein großer Pilot gewesen ist und das Flugzeug einer geheimnisvollen Japanerin repariert hat. Zumindest behauptet er das in seinen hochstaplerischen Geschichten aus früher Zeit.
Die Kinder hängen an den Lippen des Großvaters und seine Geschichten werden immer phantastischer: Und das ist fürs Fliegenlernen gewiss die beste Voraussetzung."

 

"Eine heiter-charmante und zugleich hoch konzentrierte Prosaetüde" (Ursula März), für die der Autorin mit dem "aspekte"-Literaturpreis jetzt der wichtigste Preis für deutschsprachige Erstlingswerke zuerkannt wurde. Herzlichen Glückwunsch!

 

Eine Leseprobe aus Für den Herrscher aus Übersee gibt es in Ihrer/Eurer Buchhandlung oder hier. Das ZDF als Preisstifter bietet in seiner Mediathek unter dem Titel "Die fliegende Debütantin: Teresa Präauer" ein Interview mit der Autorin (13:11 Minuten), das ich ebenfalls empfehle. Ein kurzer Ausschnitt daraus:

 

Interviewer: Was ist Ihr innerer Antrieb zu schreiben?

 

Teresa Präauer: (seufzt) Ich würd' sagen, es ist in erster Linie ein äußerer Antrieb, eben das Sehen von Farben und Formen, und der Wunsch, das Gesehene in Sprache zu fassen. Und dann ist ganz sicher der Motor, die Sprache zu formen und über die Sprache eine Geschichte zu bauen. Ich weiß nicht, ob's einen inneren Antrieb gibt. (lacht)

 

Bereits das erste Buch Teresa Präauers mit dem wundersamen Titel Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken, in der Wiener Edition Krill erschienen, folgte der Spur der Vögel.

 

"Der Forscher J. J. Audubon schoss sie zu Hunderten und fixierte sie für seine Zeichenstudien auf Draht, der Bildhauer William Lishman führte sie im Leichtflugzeug von Ontario zu ihren Brutplätzen nach Virginia, und der Komponist Olivier Messiaen durchstreifte ihren Stimmen folgend die Landschaften der Welt: Ungezählt sind die Möglichkeiten, sich dem Wesen der Vögel anzunähern.

Solches hat auch die Autorin Teresa Präauer im Sinn, wenn sie ihren eigenen Federwesen nachstellt, um sie zu belauschen:

 

Da frägt man, was die Vögel tun,
und hört, was sie berichten.

 

In straffes Federkleid gemantelt stiert der Brave Höllengreifling, mit weißem Augenlicht in sonst kompaktem Schwarz brütet der Lochschwärzler, und auf sehnigen Beinen wägt der Anfresser seine weiteren Aussichten ab:

 

Wir haben uns eine Fliege geteilt.


Teresa Präauer versammelt in ihrem Buch bildende Kunst und Literatur. Insgesamt 15 Zeichnungen ingeniöser Vögel stehen 15 poetische Kurztexte gegenüber – dicht und knapp wie ein Haiku bilden diese Taubenbriefe die Berichte zu den Beobachtungen der gefiederten Geschöpfe.

 

Der Idee der Taubenbriefe folgend, lassen sich die Blätter des Buches einzeln entnehmen und als Karten in die ganze Welt versenden." (Verlagstext)

 

 

Die Gans im Gegenteil ist das dritte Buch, das hier erwähnt werden muss. Geschrieben hat es der fabelhafte Wolf Haas, Teresa Präauer hat die Illustrationen verfertigt.

 

"Ein Fuchs mit Frisurproblem. Eine Gans im Gegenteil. Ein Haas in Reimlaune.

 

"Dieser Fuchs lief zu schnell. Darum wuchs sein Fell in die falsche Richtung. Er blickte in den Teich unten auf der Lichtung und wurde bleich. Seinen Haaren war Schlimmes widerfahren ..."


In genial schrägen Versen und hinreißend illustriert von Teresa Präauer, erzählt Wolf Haas von einem Problem, für dessen Lösung es einer ganz und gar ungewöhnlichen Gans bedarf.


Wieder einmal verblüfft Wolf Haas seine Leser mit einer ausgewachsenen Überraschung – einer Gans im Rettungseinsatz, der "Gans im Gegenteil", die überall dort zur Stelle ist, wo andere in Not sind. Diesmal ruft ein verzweifelter Fuchs sie zu Hilfe, weil seine Haare in Unordnung geraten sind ...

 

Ein wunderbares Geschenk- und Vorlesebuch für alle Altersklassen, grandios gereimt und kongenial bebildert. Kein Zweifel, der Rettungsruf dieser Erste-Hilfe-Gans hat das Zeug zum Kult:

"Ich kann’s! Ich bin die Gans. Ich mach es wieder heil! Ich bin die Gans im Gegenteil!"" (Verlagstext)

 

Teresa Präauer wurde 1979 in Linz geboren. Sie studierte Malerei und Germanistik in Salzburg und Berlin, lebt in Wien und schreibt und zeichnet.  

 

  • Teresa Präauer, Für den Herrscher aus Übersee. Roman. 140 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag. Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 16,90 Euro
  • Teresa Präauer, Taubenbriefe von Stummen an anderer Vögel Küken. 15 Text- und 15 Bildkarten, gebunden, einzeln entnehmbar. Edition Krill, Wien 2009. 14,00 Euro
  • Wolf Haas, Die Gans im Gegenteil. Illustriert von Teresa Präauer. 40 Seiten, Pappband, Großformat. Hoffmann & Campe, Hamburg 2010. 16,00 Euro

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