TRANSIT Buchverlag

Ivan Klíma: Stunde der Stille

Der erste Roman des damals 30jährigen tschechischen Autors, noch nie ins Deutsche übersetzt, eine mutige, sehr frühe, sehr differenziert und pointiert erzählte Darstellung der Verhältnisse im »realen Sozialismus« nach 1945 - eine kleine Sensation.

Ivan Klíma; Maria Hammerich-Maier (Übersetzerin)

Stunde der Stille

Roman

253 Seiten, gebunden, € 19.80 , ISBN 978-3-88747-268-9

 

 

Inhalt:

 

Klima zeichnet ein buntes Panorama der Umwälzung und Porträts der Menschen, die an dieser Umwälzung mitarbeiten bzw. von ihr betroffen sind:
der idealistische Deichbauingenieur Martin, der aus Prag in die ferne Provinz geht, um Bauern und Dörfer vor Überschwemmungen zu retten, dann seine große Liebe nachkommen lässt, sie aber verliert wegen der vielen Enttäuschungen, die beide in ihrer Umgebung erleben; oder Pavel, ein junger Mann, der den Älteren gern zuhört und schnell lernt; es ist ein Jude, der nach dem Verräter sucht, der seine Familie den Nazis ausgeliefert hat (das war tatsächlich der sehr fromme  Pfarrer); ein pazifistischer Holzfäller, der aus Kanada zurückgekommen ist und im Dorf als »Arzt« sowohl für Menschen wie für Tiere zuständig ist, aber bald verhaftet wird; Altkommunisten, die hinter vorgehaltener Hand von schlimmen Erfahrungen in der Sowjetunion erzählen; es sind (zu Recht) misstrauische und sture Bauern, die Agitatoren mit Knüppeln vom Hof treiben; stalinistische und korrupte Funktionäre, die mit allem Mitteln ihre Macht sichern; es sind Säufer, Marodeure, antikommunistische Partisanen – ein wildes Panoptikum unterschiedlichster Biographien und Interessen, das sich aber im Laufe des Romans zu einer einzigen und unausweichlichen Erkenntnis bündelt: der »reale Sozialismus« ist schon vom Beginn an zum Scheitern verurteilt; er führt weder zu mehr Humanität noch zu ökonomischen Verbesserungen. Und er kann (und konnte) nur real werden durch Diktatur und Gewalt.

Was Klíma in diesem fesselnden und abwechslungsreichen Buch beschreibt, spricht allem Hohn, was sonst gemeinhin als die frühe, angeblich noch »gute« oder »gutgemeinte« Phase des Kommunismus in Osteuropa (und der DDR) verstanden wird.

 

© Maria Hammerich-Mayer
© Maria Hammerich-Mayer

Der Autor:

 

Ivan Klíma, 1931 in Prag geb., als Kind im KZ Theresienstadt, nach dem Krieg Redakteur und Schriftsteller, wurde nach seinem Appell gegen Zensur mit Publikationsverbot belegt; konnte nur im westlichen Ausland veröffentlichen. Zu seinen Welterfolgen zählen »Liebe und Müll«, »Richer in eigener Sache«, »Liebesgespräche«. Erst nach 1989 konnte er auch auf Tschechisch gedruckt werden.

 

 

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