Boualem Sansal, Rue Darwin

 

Als Wole Soyinka 1986 der Nobelpreis für Literatur verliehen und er als erster Preisträger aus Afrika begrüßt wurde, winkte er ab: Camus - 1913 in Mondovi geboren - sei auch Afrikaner...

In diesem Sinne ist die hundertste Wiederkehr des Geburtstages Camus' vielleicht - hoffentlich - (ein) Anlass, dass sich dies Jahr die Aufmerksamkeit der literarischen Welt stärker als sonst auf Algerien, auf den Maghreb, auf Afrika richtet. Es wäre zu wünschen.

 

Der Vorsatz deutet an, dass es jenseits von Camus und Soyinka (und Coetze und Gordimer) noch viele weitere Gründe gibt, auf die Literatur dieses Kontinents neugierig zu sein. In diesem Zusammenhang sei abermals an die Reihe AfrikaWunderhorn des Verlags Das Wunderhorn erinnert, an die Pionierarbeit des Peter Hammer Verlags, der seit über vierzig Jahren Literatur aus und über Afrika und Lateinamerika veröffentlicht, an die Wünschelrutengänge des  Unionsverlags Zürich sowie an die vierteljährlich erscheinende Weltempfänger litprom-Bestenliste, auf der jeweils sieben Titel unter allen Neuerscheinungen der ins Deutsche übersetzten Belletristik aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Arabischen Welt empfohlen werden. Manche Buchhandlungen haben einen entsprechenden Programmschwerpunkt; aus eigener Anschauung weiß ich das z. B. vom Anderen Buchladen in Köln oder vom Buchladen zur schwankenden Weltkugel in Berlin (ehemals unter dem Namen Schwarze Risse bekannt).

 

Die jüngste Ausgabe des "Weltempfängers" (hier die pdf) führt auch Rue Darwin auf. Der neue Roman von Boualem Sansal, Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2011, ist im Merlin Verlag erschienen, seit 2003 der deutsche Verlag Sansals.

 

Rue Darwin

 

"Nach dem Tod der Mutter folgt Yazid dem Ruf der Vergangenheit und kehrt nach Algier in die rue Darwin im Viertel Belcourt zurück.

Im Zentrum dieser außergewöhnlichen Familiengeschichte steht die übermächtige Großmutter Lalla Sadia, genannt Djéda. Sie ist Patronin des dörflichen Gutes, auf dem Yazid und seine Geschwister ihre Kindheit verbracht haben, bevor sie nach Algier kamen. Djéda ist auch die Herrin des Bordells nebenan. Diesem blühenden Geschäft verdankt sie ihren Wohlstand und nicht zuletzt ihren Einfluss, der weit über die Grenzen des Ortes hinausreicht. So übersteht die Familie die bewegten Zeiten von den 50er Jahren bis in die Gegenwart - nicht ohne selbst in diese Geschichte verstrickt zu sein.

 

In diesem wohl persönlichsten Roman erzählt Boualem Sansal zärtlich und voller Humor von Korruption, Elend und zunehmender Tristesse. Er zeichnet ein farbenprächtiges Porträt des heutigen Algerien und seiner Bevölkerung. Bis heute zerrissen zwischen der Liebe für die Heimat und einem Frankreich, mit dem noch längst nicht alle offenen Fragen geklärt sind, ist die Auseinandersetzung mit Herkunft und Identität der notwendige Weg für die Entwicklung neuer Lebensperspektiven."

(Text: Merlin Verlag)

Foto: Wolf Gaudlitz
Foto: Wolf Gaudlitz

"Boualem Sansal wurde 1949 in Téniet el Had geboren. Erst im Alter von 50 Jahren begann die literarische Karriere des gelernten Ingenieurs und promovierten Ökonoms. Sein erster Roman Der Schwur der Barbaren wurde von der Kritik gefeiert und mit dem Prix du Premier Roman ausgezeichnet. Als Direktor im algerischen Industrieministerium wurde er jedoch entlassen.

In seinem gesamten Werk setzt sich der Autor auf bisher ungehörte Weise mit der traumatischen Situation in Algerien auseinander. 

 

Ob Literatur bei der Suche nach einer besseren Wirklichkeit für die Menschen in den arabischen Ländern helfen kann, bezweifelt der Schriftsteller. Dennoch kann er nicht aufhören zu schreiben: Die Literatur brauche er in seinem inneren Exil wie die Luft zum Atmen, so Boualem Sansal."

(Text: Merlin Verlag)

  • Boualem Sansal, Rue Darwin. Roman. Aus dem Französischen (Algerien) von Christiane Kayser. 262 Seiten, gebunden. Merlin Verlag, Gifkendorf 2012. 24,90 Euro

Außerdem lieferbar (alle Bücher und die DVD sind im Merlin Verlag erschienen):

 

  • Der Schwur der Barbaren. Roman. Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe. 468 Seiten, broschiert. 18,90 Euro
  • Harraga. Roman. Aus dem Französischen von Riek Walther. 280 Seiten, broschiert. 15,80 Euro
  • Postlagernd: Algier. Zorniger und hoffnungsvoller Brief an meine Landsleute. Aus dem Französischen von Ulrich Zieger. 84 Seiten, broschiert. 9,90 Euro

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