Eine besondere Stellung in der Riege der als "junge Verlage" apostrophierten Verlagsneugründungen der letzten zehn Jahre nimmt weissbooks.w ein. Für die beiden Verleger, Rainer Weiss und Anya Schutzbach, gab es nämlich einen Verlag vor dem Verlag: Weiss war Programmgeschäftsführer, Schutzbach Marketing-Chefin bei Suhrkamp.
Wie es zur Gründung des neuen Verlags, eben weissbooks.w, kam (der, anders als Suhrkamp, in Frankfurt/Main geblieben ist), kann hier nachgelesen werden, mit näheren Informationen auch zum Design der Bücher, die optisch zunächst mit calvinistisch-herber s/w-Strenge aufmerken ließen (s. das Interview mit dem Gestalter Fritz Gottschalk), inzwischen aber Farbe geleckt haben.
Die Weiterentwicklung der ursprünglichen Buchgestaltung, die in der jetzigen aufgehoben (aber nicht weggenommen) ist, scheint mir ausgezeichnet gelungen. Gesicht, Profil - alles noch da.
Der Hotlist-Blog stellt die Herbst-Bücher vor (alle Texte: weissbooks.w)
Jan Brokken, Das Feininger-Projekt
"Drei Künstler treffen im brandenburgischen Schloß Freywalde aufeinander: Ute, eine Fotografin aus Ostdeutschland, Zane, ein Maler aus Amerika, sowie der namenlose Erzähler, ein Niederländer. Es ist die Zeit nach der Wende, eine Zeit der Unsicherheit, der Neubestimmung, und die drei, die an ihren Projekten für eine Hommage an Lyonel Feininger arbeiten, kommen sich in der Abgeschiedenheitunweit von Berlin immer näher.
"Wenn Kunst nicht von Liebe handelt, dann handelt sie von gar nichts", behauptet Ute - und reißt sich und die beiden Männer in einen Strudel widersprüchlicher Gefühle."
- Jan Brokken, Das Feininger-Projekt. Roman. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. 92 Seiten, gebunden. weissbooks.w, Frankfurt am Main 2012. 14,90 Euro (eBook in Vorbereitung)
Gisela Rudolf, YOLO
"Felizitas steht an der Rezeption eines Hotels. Einer Klinik? Sicher ist nur: Ein Schicksalsschlag liegt hinter ihr. Sie braucht Abstand, Ruhe, Zeit. Sie lässt Vergangenes Revue passieren, und dabei taucht in der Erinnerung immer intensiver das Bild ihrer ersten Liebe auf. Gemeinsam mit einer Freundin will sie es wissen. Eines Nachts machen sie sich auf den Weg nach Florenz. Dort nimmt sie all ihren Mut zusammen und ruft ihn an, Alessandro."
Eine Leseprobe (1,9 MB).
- Gisela Rudolf. YOLO. Roman. 168 Seiten, gebunden. weissbooks.w, Frankfurt am Main 2012. 17,90 Euro (auch als eBook)
Zuvor erschien Rudolfs Roman Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen.
Britta Schröder, Zwölfender
"Was, wenn das Leben, wie es bisher war, nicht mehr zu einem gehört? Zwölfender beginnt mit einer Begegnung, die das Selbstverständnis des Ich-Erzählers aus den Angeln hebt.
Antworten suchend, reist sie an den Atlantik, durch die trockenste Wüste der Welt und bis zum Pazifik. Sie findet Nähe zu dem Anthropologen Robert, hat in dem verwahrlosten Merce einen skurilen Wegbegleiter und lernt drei finnische Geschwister kennen.
Bis nach Chile und in die trockenste Wüste der Welt - eine junge Frau macht sich auf den Weg, sich von allem zu befreien."
Britta Schröder wurde 1971 in Ratingen geboren. Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und italienischen Literatur. Promotion zum Thema "Konkrete Kunst. Mathematisches Kalkül und programmiertes Chaos". Veröffentlichungen über moderne und zeitgenössische Kunst. Sie lebt in Frankfurt am Main.
- Britta Schröder, Zwölfender. Roman. 156 Seiten, gebunden. weissbooks.w, Frankfurt am Main 2012. 16,90 Euro (auch als eBook)
Siehe auch: Roman Bucheli, "Verloren im Traum. Britta Schröders Roman Zwölfender" (Neue Zürcher Zeitung).
Schließlich der Hinweis auf ein munteres Interview (Juli 2011), das Denis Scheck mit Anya Schutzbach und Rainer Weiss geführt hat, und das unter anderem Auskunft über das .w gibt.
(mr)
Kommentar schreiben