"Berenberg ist unter den Verlagen das, was bei Jane Austen der wohlwollende Mr. Bennett ist: Der sagt nicht viel, aber wenn er
spricht, vernimmt der Leser es mit Lust."
Franziska Augstein, Süddeutsche Zeitung, Frühjahr 2006
Im nächsten Jahr feiert der Berenberg Verlag, den Augsteins Worte auch siebeneinhalb Jahre, nachdem sie geschrieben wurden, treffend charakterisieren, sein 10jähriges Bestehen.
Wie es zur Gründung kam, und welches Profil sich der Verlag gegeben hat, ist auf der Berenberg-Website nachzulesen (Über den Verlag), hier ein Auszug:
"Ein Grund, warum man vom Lektor zum Verlagsgründer mutiert, ist die Tatsache, daß man irgendwann den Büchern, die man entdeckt hat, den eigenen Stempel aufprägen möchte.
Eines der erfolgreichsten Bücher des neugegründeten Verlags, Freund und Feind von John Maynard Keynes, war in dieser Hinsicht das "Ur-Buch": Ende der neunziger Jahre entdeckte Heinrich von Berenberg auf dem Pariser Salon du livre die französische Ausgabe.
Mit diesem Titel verband sich zum ersten Mal der Wunsch, ein eigenes, nicht belletristisches Verlagsprogramm zu entwickeln. Die ersten vier Bücher erschienen im Herbst 2004, und seither sind pro Halbjahr zwischen drei und vier weitere hinzugekommen. Roter Faden: Autobiographische und biographische Literatur, Essay-Literatur, Memoiren-Literatur – Betonung auf "Literatur"! [Fettung vom Verlag, Anm. d. Red.]
Getreu dem Motto des amerikanischen Historikers Robert Darnton: "In jedem dicken Buch steckt ein dünnes, das schreit: Ich will raus!" überschreitet der Umfang unserer Bücher selten die 200 Seiten. In diesem Format erscheint bei uns erstklassige Literatur.
Vergeblich wird man dickleibige Biographien suchen. Finden wird man hingegen rhetorisch funkelnde und dezidiert subjektiv gehaltene biographische und autobiographische Literatur und Essays, Bücher zur Zeitgeschichte und seit Herbst 2010 hier und da auch hervorragende Belletristik."
(Text: Berenberg Verlag, weiteres hier)
Das Herbstprogramm 2013 ist das neunzehnte des Verlags (und nur nebenbei sei erwähnt, dass auch Berenberg einen überseeischen Ritterschlag erhalten hat. George Steiner, über die Distanz von Ärmelkanal und Nordsee hinweg, hatte in der Times das zitable Wort von der "Suhrkamp-Kultur" geprägt; bei Berenberg ist es Michael Kimmelmann, der, mit einem Sprung über den Atlantik, in der New York Times befand: "Berenberg - a small Quality Publisher").
Das Editorial der Vorschau, die eine Photographie Alberto Moravias schmückt, steht ganz unter dem Zeichen des Wunderbaren:
Liebe Kollegen, liebe Freunde des Verlags,
"Ich bin eine Kraft der Vergangenheit" – spricht Orson Welles in Pasolinis wunderbarem Film "La Ricotta". Die Umstände seiner Entstehung sind in Maike Albaths ebenfalls ganz und
gar wunderbarem neuem Italien-Buch nachzulesen. Und jetzt können Sie sich hinsetzen und darüber nachgrübeln, was alles noch eine Kraft der Vergangenheit ist – das wunderbare Buch? Der wunderbare
Film? Die wunderbare Zeitung? Der wunderbare Berenberg-Verlag?
Wir präsentieren Ihnen unverdrossen ein Programm, in dem sich Vergangenes und Gegenwärtiges, auf hoffentlich wunderbare Weise, mischen: Georg von Wallwitz erfindet den Wohlstand,
Maike Albath
lässt die unglaublich kreative Atmosphäre im Rom der fünfziger und sechziger Jahre neu erstehen, Antonio Callado, eine Kraft aus der brasilianischen Vergangenheit!, sucht
verschollene Engländer im
Regenwald, Joachim Kalka entzündet das Gaslicht des, eindeutig vergangenen, neunzehnten Jahrhunderts, und Altaf Tyrewala – ein wunderbarer Lyriker aus Bombay und
eine Kraft der indischen
Zukunft – hat ein Poem über seine Heimatstadt geschrieben, bei dem Ihnen Hören und Sehen vergehen wird.
Wir danken Ihnen für die Begeisterung, mit der Sie Richard von Schirachs Nacht der Physiker unter die Leute gebracht haben – es ist unser bisher erfolgreichstes Buch und hat uns
einen wunderbaren
Frühling beschert, zusammen mit den – wunderbaren – vier Frauen des Frühjahrsprogramms.
Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Herbst und hoffen weiterhin auf Ihre Gewogenheit
Ihr
Heinrich v. Berenberg
Das Ministerium der verletzten Gefühle
""Diese Stadt diese Stadt" – ratlos und empört, fasziniert und entsetzt sieht man mit Altaf Tyrewala auf seine Heimat Mumbai und die 18 Millionen Menschen, die hier tagtäglich versuchen, sich ein Leben im Chaos zu erkämpfen. Und oft genug verlieren.
Der Teeverkäufer Ganesh zum Beispiel, dessen Straßenstand einer Bushaltestelle Platz machen muss und der sogar beim Selbstmord noch Pech hat.
Oder Bhanu, eine Dalit, die in einer Hütte neben dem Luxushochhaus ihres Herrn verreckt.
Tyrewala lässt sie in seinem zornigen Langgedicht atemlos vorüberziehen und schafft ein einzigartiges Panoptikum des Lebens in einer entfesselten Metropole unter den Bedingungen des globalisierten Kapitalismus; in einem Land, das sämtliche Widersprüche dieser schönen neuen Welt auf sich vereinigt.
Ein Waste Land für unsere Zeit."
(Text: Berenberg Verlag)
- Altaf Tyrewala, Das Ministerium der verletzten Gefühle. Gedicht. Englisch und Deutsch. Aus dem Englischen (Indien) von Beatrice Faßbender. 100 Seiten, Klappenbroschur, Fadenheftung. 15 x 22,8 cm. Berenberg Verlag, Berlin 2013. 19,00 Euro – erscheint am 3.9.2013
Chandleresk der Titel des nachfolgenden Buchs, und auch zweifellos spannend.
Antonio Callado, Der Tote im See
"Der britische Colonel Percy Fawcett war ein Abenteurer aus dem Bilderbuch (und Vorbild für Steven Spielbergs "Indiana Jones"): Von Sri Lanka verschlug es ihn auf der Suche nach einer geheimnisvollen untergegangenen Stadt in den brasilianischen Urwald, wo er 1925 auf einer seiner Expeditionen verschwand.
Die Suche nach den Überresten des Colonels wiederum geriet zu einem ähnlich aufregenden Abenteuer – zumindest für den brasilianischen Journalisten Antonio Callado, der sich im Auftrag eines publicityhungrigen Medienmoguls 1952 auf die Reise ins Unbekannte machte.
Zusammen mit Fawcetts Sohn besuchte er die indigenen Brasilianer, die damals noch gar nicht wussten, dass sie Brasilianer waren, und nichts dabei fanden, einen unhöflichen "Ingelesi" verschwinden zu lassen..."
(Text: Berenberg Verlag)
- Antonio Callado, Der Tote im See. Leben und Verschwinden des Colonel Fawcett im brasilianischen Regenwald. Aus dem Portugiesischen (Brasilien) von Peter Kultzen. 120 Seiten, Halbleinen, Fadenheftung. Berenberg Verlag, Berlin 2013. 20,00 Euro – erscheint am 3.9.2013
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