Alexander Losse, Strophen

 

Durch Stöbern im Verzeichnis Lieferbarer Bücher, unter dem Suchbegriff "Bert Papenfuß", gelangte ich auf die Website des Karin Kramer Verlags und stieß dort auf den Band Strophen von Alexander Losse.

 

Die drei auf der Verlagshomepage reproduzierten Strophen weisen Losse als originellen Dichter aus. Die lobenden Worte von Urs Engeler (bezeichnend für ihn) und Hendrik Jackson machen zusätzlich neugierig.

 

XXII
Die Möwen fliegen, kaum gerührt von Dauer,
dem Bug voraus, der dunkle Wellen trennt.
In der Kajüte eine Kerze brennt.
Das Luftmeer schmeckt nach einer Art von Trauer.

XXV
Tage, die aus nichts bestehn,
wollen leise untergehn,
nicht im Fleisch begangen sein,
doch betäubt von mildem Schein.

XXVIII
Das Unpoetische, genannt das Wahre,
darf sich schlafend auf der Straße zeigen.
Traumlos klappern alle Jahre
durch das absatzhohe Schweigen.

 

Der Karin Kramer Verlag fährt - dies ist bekannt - unter der Flagge der Anarchie. Das Engagement (eines Verlags, einer Buchhandlung) für die Poesie, und allgemein: für literarisch anspruchsvolle Literatur, kann in Zeiten, da "Keinebücher" und Mainstreamtrallala sich unbotmäßigerweise in den Vordergrund spielen, selbst als anarchische, mindestens nonkonforme, Tat gelten.

Sicher gibt es in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz immer noch und auch wieder vermehrt BuchhändlerInnen, die die Kühnheit und Sturheit besitzen, sich eine gut sortierte Lyrik-Ecke zu leisten, oder die doch mindestens - denn in ökonomischer Hinsicht ist die Liebe zur Lyrik ein Wagnis und muss mit dem relativ dazu sicher Gehenden gut abgewogen sein - einzelne ausgewählte Titel führen, was für den Buchhandlungskunden in jedem Fall anregend ist.

Natürlich möchte ich diesen Buchhinweis nicht auf diese eingeschränkt wissen, Ohren haben ja alle.

 

"Danke für den Blick in Ihre Strophen, für die ich Sympathien habe, weil ich das kleiner Werdende mehr achte als das grösser Tuende."
Urs Engeler an den Autor

"Die Gedichte von Alexander Losse wirken zunächst befremdlich in ihrer zugleich liedhaften wie auch existentiellen Intonation. Die auftauchenden religiösen Metaphern verstärken dieses Befremden bis hin zu einer Verstörung, einer meditativen Art Sog, von dem man nicht weiß, in welche Rätsel er einen zieht, aber, dass dies, selbst wo die Gedichte grotesk aufleuchten, mit einer schönen, seltenen und unabgesicherten Ernsthaftigkeit geschieht."
Hendrik Jackson

 

Alexander Losse, geb. 1974 in Teheran, studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Philosophie in Mainz. Er arbeitet als Lektor im Stroemfeld Verlag und ist Redakteur der Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis.

 

  • Alexander Losse, Strophen. Gedichte. 62 Seiten, Englische Broschur. Karin Kramer Verlag, Berlin 2010. 12,80 Euro

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