Octave Mirbeau, 628-E8

 

Gut Ding will Wei(d)le. Aus dem Weidle Verlag kommt die Meldung, dass der langerwartete Roman 628-E8 von Octave Mirbeau erschienen ist. Es scheint - und das ist, nach dem Vorsatz, keine Ironie - ein flottes Buch zu sein!

 

"628-E8 nimmt eine auffällige Sonderstellung in Mirbeaus Œuvre ein: Es ist sein umfangreichstes und undefinierbarstes, sein formal dekonstruktivstes und inhaltlich skandal-trächtigstes, sein heiterstes und zugleich boshaftestes und das letzte literarische Werk, das er selbst noch vollständig abgeschlossen hat. Die eigentliche Hauptfigur darin ist nicht mehr ein Mensch, sondern eine Maschine, wenn auch mit Merkmalen eines idealen Lebewesens, ein Automobil mit dem Nummernschild "628-E8". Und das Buch ist nicht, wie bis dahin dem literarischen Kanon entsprechend, einem Gönner, Freund oder literarischen Kollegen oder einer verehrten Dame gewidmet, sondern überraschend einem Industriellen, dem Konstrukteur dieses Luxusvehikels: Fernand Charron.


Mirbeaus Buch erzählt lustvoll unchronologisch und chaotisch in einem Patchwork von Erlebnissen, Träumen, Phantasien und abschweifenden Exkursen von seiner Autoreise im Mai 1905 durch Belgien, Holland und Deutschland.
Er reist mit seinem eigenen Automobil (30 PS, 4 Zylinder, 4 Gänge) samt Chauffeur und wird begleitet von seiner Frau Alice und drei weiteren Freunden (die aber nie namentlich genannt werden und nie zu Wort kommen)."

(Text: Weidle Verlag)

 

"Octave Mirbeau ist der größte französische Schriftsteller unserer Zeit und derjenige, der in Frankreich den Geist des Jahrhunderts am besten repräsentiert." - Leo Tolstoi

 

  • Octave Mirbeau, 628-E8. Roman. Aus dem Französischen, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Wieland Grommes. Mit Fotos von Dirk Dahmer. 600 Seiten, fadengeheftete französische Broschur. Weidle Verlag, Bonn 2013. 29,00 Euro

Octave Mirbeau (1848–1917) war Journalist, Kunstkritiker, Dramatiker und Romanautor. Hierzulande wurde er hauptsächlich durch seinen Roman Tagebuch einer Kammerzofe bekannt. Als Kunstkritiker förderte er den Impressionismus, die französische Erstausgabe von La 628-E8 wurde von Pierre Bonnard illustriert. 2000 erschien Nie wieder Höhenluft oder Die 21 Tage eines Neurasthenikers, ebenfalls von Wieland Grommes übersetzt, und zuletzt Der Garten der Qualen (edition belleville).

 

(Die maximale Reisegeschwindigkeit im Automobil lag zu Mirbeaus Zeiten übrigens bei 55 km/h.)

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