Runder Geburtstag – endlich 10! Schon 10?

Kerzen auspusten und jubilieren: Nicht nur kleine Bücherleser werden zehn, auch Verlage feiern Geburtstage, kleine und große, manche still, manche laut. Besonders bemerkenswert ist der zehnte der kleinen und unabhängigen Verlage.

Hinter solchen Labels stecken Büchermacher mit Leidenschaft, Eigenwille und Mut. Die Profilschärfung läuft über ein unerschrockenes, meist mainstreamfernes Programm, ein eigener Sound ist vernehmbar. Die Kontakte zu den Autoren und Autorinnen sind eng, auch Entdeckungen gehören dazu. Freilich: „Das amortisiert sich nicht“ (Marquardt, kookbooks) kennen alle, so bleibt man flexibel und offen für Veränderungen.

 

Zu den Jubiläumsverlagen in diesem Jahr gehören etwa kookbooks aus Berlin sowie der Kyrene.Literaturverlag, der Luftschacht Verlag und der Seifert Verlag aus Wien. Glückwünsche gehen an die vier und ein extra Leseappell ans Publikum. Leser für die nächsten zehn Jahre wünschen sich alle Verlage. Spezielle Gratulationen gehen mit folgendem Porträt an den Luftschacht Verlag.

 

Veranstaltungshinweis: 20.06.2013, 20 Uhr, pulse, Wien: 10 Jahre Luftschacht Verlag - Schlusspunkt der Feierlichkeiten!
Wir laden all unsere Autoren, Freunde, Kollegen und Weggefährten, die Händler, Journalisten und Juroren, die Sammler natürlich auch ... also jeden, der sich angesprochen fühlen möchte, laden wir herzlich ein, mit uns zusammenzukommen und auf die nächsten 10 anzustoßen.

Foto Stefan Buchberger: (c) Gabriela Koch
Foto Stefan Buchberger: (c) Gabriela Koch

Mit luftigen Grüßen

 

Kein Luftschacht weit und breit im Luftschacht Verlag. Es gebe schon einen, der sei zu Hause, in Oberösterreich, sagt Verleger Stefan Buchberger. Das war die Zeit, als man noch Rockstar werden wollte.

 

„Ein Luftschacht verband Proberaum und Außenwelt. Er versorgte die Künstler mit Sauerstoff, zugleich wurden von ihm die Klänge und Texte, die im Inneren entstanden, nach außen gelassen, veröffentlicht“, heißt es auf der Verlagshomepage – so viel zur Namensgebung.

In den Neunzigern gab es erste Text/Musik-Inszenierungen mit Autoren in Bars und Kneipen. Aktuell ist die Idee vom Luftschacht als produktivem Austauscher, auch ebenerdig, heute noch.

 

Geleitet wird der 2001 von Stefan Buchberger und Gabriel Vollmann gegründete Luftschacht Verlag vom Ersten und dem Schriftsteller Jürgen Lagger, der ebenfalls von Anfang an dabei war, aber erst 2004 Gesellschafter wurde. Seit 2007 ist man wieder zu zweit. Es funktioniert: Gemeinsam werden Programm und Lektorat bestritten, die Herstellungsarbeit macht hauptsächlich Jürgen Lagger. Wer der Utopist und wer der kühle Rechner ist, löst sich im ganzen Miteinander auf, wahrscheinlich in Luft. Nicht immer sei man sich freilich bei einem Titel einig, jeder setze aber sein Projekt durch.

 

Foto Jürgen Lagger: (c) Cedric Kaub
Foto Jürgen Lagger: (c) Cedric Kaub

Zehn oder zwölf

 

Der im 2. Wiener Gemeindebezirk beheimatete Luftschacht Verlag wird in diesem Jahr zehn, tatsächlich schon zwölf Jahre alt, und nach wie vor ist man leidenschaftlich bei der Sache, nur vielleicht nicht mehr mit der Attitüde eines Rockstars.

 

In Verlagsjahren gemessen ist zehn ein junges Alter. Seit mindestens fünf Jahren ist der Luftschacht Verlag rundum professionalisiert. Für einen kleinen, unabhängigen Verlag sei die seriöse, konstante und unkorrumpierbare Verlagsarbeit von größter Wichtigkeit. Manch einer macht nie ein Aufheben um seinen Geburtstag, allenfalls die anderen. Auch Buchberger tut unaufgeregt, findet das Jahrzehnt aber nach einer Weile, während der ich mich auf meinem roten Drehstühlchen hin und her drehe, bemerkenswert.

Viele Verlage würden nicht einmal zehn oder zwölf. Einige Jubiläumsinitiativen sind am Laufen und in Planung, für viel mehr sei nebenher einfach keine Zeit. Verlagsarbeit bedeute ein Frühjahrs- und ein Herbstprogramm auf die Beine zu stellen, und genau das mache man seit zehn Jahren.

 

Eigentlich sei das Umfeld das schönste am Beruf, sagt Buchberger, die Kontakte mit den Autoren, dem Publikum. Aufmerksamkeit bei der Leserschaft (keiner bestimmten), beim Buchhandel und in den Medien habe man längst erreicht, kämpfen müsse man immer darum.

Souverän setzt der Verlag daher auf eine programmatische Mischung, die so in der Branche kaum anzutreffen ist. Die Gestaltung der Bücher ist sorgsam, aber man mache keine große Wissenschaft daraus. Vor etwa fünf Jahren noch seien alle uniform weiß gewesen, seitdem überwiegend nicht mehr, da die Buchhändler fürchteten, sie könnten schmutzig werden.

 

Lesen Sie die Fortsetzung auf CULTurMAG.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0