Franz Hessel bei Lilienfeld

 

Franz Hessel ist unter dem Namen Jules zu literarischen Ehren gelangt, und zwar im Roman Jules und Jim von Henri-Pierre Roché, der 1953 erschien und dem die Verfilmung von François Truffaut (1962) andauernden Ruhm gesichert hat. (Roché, das wusste ich nicht, lieferte auch die Vorlage zu einem weiteren Truffaut-Film: "Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent" ("Les deux anglaises et le continent", 1971).)

Hessel war aber nicht nur Romanfigur bei Roché, er war vor allem selber Schriftsteller. Ein Hessel-Doppel heute und (bald) wird einige seiner lieferbaren Bücher zusammenbringen.

Drei Titel sind in der "Lilienfeldiana"-Reihe des Lilienfeld Verlags erschienen, mit ihnen geht's los.

 

Heimliches Berlin

 

"Ein Tag im Leben Berlins, das Lebensgefühl der zwanziger Jahre: Franz Hessel entführt mit seinem bekannten kleinen Roman in die Welt der Salons, Bars und Pensionszimmer, zu verarmten Adeligen, Künstlern und Neureichen und zeichnet das beeindruckende Portrait einer Stadt in wilder Armut.

1924 befindet sich die Gesellschaft Berlins im wirtschaftlichen und sozialen Durcheinander, kein Geld, kein Status, nichts mehr da, nur das Gefühl, etwas Großes und Schönes erreichen zu müssen. Der Freundeskreis des verarmten jungen Mannes Wendelin aus gutem Hause besteht aus Menschen, die sich deshalb einem ironisch gefärbten Bohemeleben hingeben. Eines Tages aber flüchtet nach einer Partynacht Karola, die Frau eines älteren guten Freundes, zu ihm und will mit ihm fliehen… Bevor es zur Entscheidung kommt, führt dieser Tag dann in einem wild-melancholischen Reigen durch das so graue wie schillernde Berlin jener Zeit. Das Nachwort zu dieser neuen Ausgabe von Hessels Roman stammt von dem Berliner Schriftsteller Manfred Flügge."

"Stadt in wilder Armut" - wer da nicht an Wowereit denkt!?

Aber lesen Sie selbst, im Advent wird sich doch ein bisschen Lesezeit freischaufeln lassen, das jedenfalls wünsche ich uns allen!

 

Der Kramladen des Glücks

 

"Wo unter all den Möglichkeiten ist das echte Glück zu finden? Diese Frage stellt Franz Hessels erster Roman von 1913 und führt über das Berlin der Kaiserzeit ins München der Schwabinger Boheme.

Angelehnt an die eigene Biographie begleitet Franz Hessel seinen Protagonisten Gustav Behrendt von den ersten Eindrücken des Kleinkindes an, über die Erlebnisse des Jungen bis hinein in die Studentenzeit und das Bohemeleben in München. Immer scheint Gustav abseits zu stehen, im Zustand des Beobachtens zu verharren: zuerst in den Freundschaften als Junge, dann im Verhältnis zu den Frauen. „Hessel träumte die Wirklichkeit“, sagte Alfred Polgar. Und der Held Gustav ist ebenso ein Wirklichkeitsträumer wie sein Autor: In einem Reigen aus Begegnungen auf Festen, in Salons und anderswo wundert er sich durch das Leben und gerät von einer Hoffnung auf das Glück in die nächste. Die Dame, die Künstlerin, das schlichte Mädchen, die Prostituierte, jede Frau zeigt eine neue Zukunft und eine neue Enttäuschung…
Manfred Flügge begleitet auch diesen Roman Franz Hessels mit einem Nachwort."

Die Einbandgestaltung bei allen "Lilienfeldiana"-Bänden erfolgt in Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Künstlern. Im Falle von Pariser Romanze ist dies Peter K. Kirchhof. Den Umschlag von Kramladen des Glücks verwendet eine Arbeit Ruth Habermehls, die mir zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Literaturzeitschrift sprachgebunden aufgefallen ist. "Hitze" hieß seinerzeit das Heft, das zum Preis von 7,00 Euro auch noch lieferbar ist.

Pariser Romanze. Papiere eines Verschollenen

 

"Ein letzter Frühling in Paris: Franz Hessel setzt der Boheme ein liebevoll wehmütiges Denkmal.

Der Erzähler des Buches befindet sich bereits an der Front, als er beginnt, seine letzten Pariser Erlebnisse aufzunotieren. Melancholisch blickt er zurück auf das Frühjahr 1914, auf die Atmosphäre der Stadt, die Menschen und seltenen Charaktere in seiner Umgebung und ganz besonders auf die Begegnung mit dem deutschen Mädchen Lotte, das ohne Begleitung nach Paris gekommen war und mehr und mehr in das Leben der Boheme eingesogen wurde. Es war der letzte Frühling einer offenen internationalen Gemeinschaft im Frieden. „Pariser Romanze“ ist Franz Hessels Buch der Erinnerung an eine durch den Ersten Weltkrieg verlorengegangene Welt in dieser einzigartigen Stadt: Cafés, Nachtclubs, verruchte Bälle, Drogen sowie eine bunt gewürfelte Gesellschaft vom norwegischen Künstler übers englische Partygirl bis zum russischen Großfürsten. Und dies wie immer unnachahmlich einnehmend erzählt mit dem menschenfreundlichen Blick eines Meisters der deutschen Sprache."

 

Alle Texte zu den Büchern: Lilienfeld Verlag.

 

- Heimliches Berlin. Roman. Mit einem Nachwort von Manfred Flügge.

150 Seiten, Halbleinen, Fadenheftung, Leseband. Einbandgestaltung unter Verwendung eines Gemäldes von Peter K. Kirchhof. Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2011. 18,90 Euro (= Lilienfeldiana Band 12)

 

- Der Kramladen des Glücks. Mit einem Nachwort von Manfred Flügge.

300 Seiten, Halbleinen, Fadenheftung, Leseband. Einbandgestaltung unter Verwendung eines Gemäldes von Ruth Habermehl. Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2012. 21,90 Euro (= Lilienfeldiana Band 14)

 

- Pariser Romanze. Papiere eines Verschollenen. Mit einem Nachwort von Manfred Flügge. 160 Seiten, Halbleinen, Fadenheftung, Leseband. Einbandgestaltung unter Verwendung eines Gemäldes von Simone Lucas. Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2012. 18,90 Euro (= Lilienfeldiana Band 15)

 

 

 

(mr)

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Kommentare: 1
  • #1

    Meinolf Reul (Mittwoch, 28 November 2012 16:20)

    Zu "Der Kramladen des Glücks" empfehle ich auch eine Rezension von Jan Kuhlbrodt (Fixpoetry, 13.6.2012), der mit unglaublichem Fleiß die fetten Wiesen abgrast, die die Zeitungsfeuilletons manchmal, und unter dem Kosten- und Gewinn-Druck, unter dem sie stehen, vielleicht zunehmend, außer acht lassen. Hier der Link: http://www.fixpoetry.com/feuilleton/rezensionen/1553.html