Simon Reynolds, Retromania

 

"Wir leben in einem Zeitalter des Pop, das völlig verrückt ist nach ständiger Erinnerung: Wiedervereinigungen von Bands und endlose Reunion-Touren, umfangreiche Wiederveröffentlichungen von ­Klassikern, mit Outtakes vollgestopfte Box-Sets, Neuverfilmungen oder Fortsetzungen sattsam bekannter Filme, Nostalgie-Shows und Bildbände über drittklassige TV-Stars aus der Kindheit …

Nur: Was wird passieren, wenn der Popindustrie die Vergangenheit ausgeht? Steuern wir auf eine Art kulturell-ökologische Katastrophe zu, wenn das Archiv restlos geplündert und der Strom der Popgeschichte endgültig versiegt ist?

 

Simon Reynolds, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Musikjournalisten, behauptet, dass wir längst den kritischen Punkt überschritten haben. Auch wenn sich in früheren Dekaden obsessiv mit der Vorzeit auseinandergesetzt wurde, nie zuvor war eine Gesellschaft so besessen von den kultu­rellen Produkten ihrer unmittelbaren Vergangenheit. Retromania ist das erste Buch, das sich mit der Retro-Industrie beschäftigt und fragt, ob wir uns von den Versprechen des Pop – Originalität, Innovation und Subversion – einfach verabschieden müssen und wie die Zukunft einer Popkultur aussieht, die in einem Kreislauf aus Sampling, Wiederholung und Musealisierung gefangen zu sein scheint?" (Verlagstext)

"Man käme sehr in Bedrängnis, einen Musikjournalisten aus den letzten 25 Jahren zu nennen, der den Zeitgeist versierter aufgespürt und beschrieben hat." (The Guardian)

 

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis findet sich auf der Verlags-Website (nach unten scrollen).

 

Simon Reynolds, Retromania. Warum Pop nicht von seiner Vergangenheit lassen kann. 424 Seiten, Klappenbroschur. Ventil Verlag, Mainz 2012. 29,90 Euro

 

Aus dem anregenden Musikbuch-Programm von Ventil greife ich noch einen weiteren Titel heraus - und lade, wie immer, dazu ein, sich selber ein bisschen im Back-Katalog umzutun:

 

Felix Klopotek, how they do it. Free Jazz, Improvisation und Niemandsmusik. 222 Seiten, Broschur. Ventil Verlag, Mainz 2004 (2. Auflage). 13,90 Euro

 

"Ausgehend von historischen Größen wie John Coltrane, Ornette Coleman, Albert Ayler und Cecil Taylor hat sich die Improvisierte Musik bis in unsere Tage nicht nur weiterentwickelt, sondern auch neue Ausdrucksformen gefunden. Freie Improvisation ist längst nicht mehr nur ein Phänomen des Jazz, sondern ein weitverzweigtes Ausdrucksmittel musikalischer – und damit zum Teil auch politischer – Emanzipation.

Felix Klopotek, ein genauer Kenner der Szene, schreibt die Geschichte des Free Jazz und seiner Ableger nicht aus einer Perspektive des Vergangenen, sondern aus der Gegenwart heraus. Hier wird nicht nostalgisch Jazzvergangenheit glorifiziert, sondern Improvisation als Teil einer sozialen Praxis betrachtet.

Der Autor greift dabei auf zahlreiche Interviews mit Musikerinnen und Musikern zurück und gibt so einen lebhaften Einblick in eine Szene, die längst auch bis in die Bereiche Pop, Neue Musik und Elektronik hineinwirkt." (Verlagstext)

 

Einige der Musiker, über die Klopotek schreibt: Cecil Taylor, Peter Brötzmann, Jim O'Rourke, David Grubbs, Christian Fennesz, Squarepusher, Anti Pop Consortium, Christian Marclay...

 

Auch hier der Hinweis auf das ausführliche Inhaltsverzeichnis.

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