Drei Bücher zum Jazz

 

Jazzgeschichten aus Europa

 

"Geschichten sind nicht dasselbe wie Geschichte. Geschichte wird geschrieben, Geschichten werden erzählt. Natürlich kann man Geschichten auch aufschreiben, aber dadurch werden sie nicht zu Geschichte, sondern bleiben Geschichten. Ekkehard Josts Jazzgeschichten aus Europa sind nicht identisch mit der Geschichte des Jazz in Europa. Sie streben nicht nach Vollständigkeit von Namen und Ereignissen, sondern sie konzentrieren sich darauf zu erzählen, was erzählenswert erscheint. Sie bevorzugen das Besondere vor dem Allgemeinen; sie interessieren sich für besondere Phasen und Stationen eines jahrzehntelangen historischen Prozesses, in denen eine amerikanische Musik namens Jazz die europäische Musikkultur gründlich und nachhaltig aus dem Gleichgewicht brachte. Und sie richten ihr Interesse dabei auf Ereignisse, denen etwas Außergewöhnliches und daher Aufsehenerregendes innewohnte: das jähe Eindringen des 'wilden' Jazz in das biedere Musikleben westeuropäischer Metropolen der 20er Jahre; das wechselvolle Schicksal jazzmusikalischer Aktivitäten unter den totalitären Regimes des sowjetischen Stalinismus und des deutschen Nationalsozialismus; die bizarre Situation der französischen Jazzszene während der Besetzung durch die deutschen Truppen; die europaweite Jazz-Euphorie der Nachkriegsjahre und ihr allmähliches Abklingen unter dem Einfluß neuer musikalischer Reize in Gestalt des Rock 'n' Roll und der Beat Music, und – zu guter Letzt – die viel beschworene "europäische Jazz-Emanzipation", in der sich europäische Musiker anschickten, den Vaterfiguren des amerikanischen Jazz den Rücken zu kehren und eigene Wege zu gehen. Von alledem und vielem mehr erzählen unsere Jazzgeschichten aus Europa, wobei eine reichhaltige Kollektion selten gezeigter Fotos und vor allem auch die beiliegende CD mit einer Reihe aufschlussreicher Musikbeispiele eine willkommene Ergänzung bieten dürften."

(Text: Wolke Verlag)

 

Eine Inhaltsübersicht und eine Leseprobe gibt es hier (pdf). 

 

  • Ekkehard Jost, Jazzgeschichten aus Europa. 336 S., zahlr. Abb., geb., mit Audio-CD. Wolke Verlag, Hofheim 2012. 24,80 Euro

 

 

Free Jazz

 

"Stilkritische Untersuchungen zum Jazz der 1960er Jahre" - der Untertitel von Free Jazz zeigt es an: dies ist hartes Brot! Musikwissenschaft!

Einen Jazz-Fan wird das natürlich nicht abschrecken, schon gar nicht nach einem Blick auf das Inhaltsverzeichnis:

 

John Coltrane und die modale Spielweise · Charles Mingus · Ornette Coleman · Cecil Taylor · John Coltrane 1965–1967 · Archie Shepp · Albert Ayler · Don Cherry · Die "Chicagoer" · Sun Ra · Diskografische Anmerkungen · Literaturverzeichnis · Personen- und Sachregister

 

Na bitte, da ist doch alles beisammen!

 

Löblich vom Wolke Verlag, das Standardwerk von 1975, das lange nur auf Englisch lieferbar war, wieder in der Originalfassung verfügbar gemacht zu haben.

 

"Die Neuauflage dieses Klassikers über den Free Jazz wurde, obwohl erst erwogen, nicht überarbeitet. Dieses "Buch über eine lebendige Kunst in geringer historischer Distanz geschrieben und mit einem gehörigen Quantum an persönlichem Engagement ausgestattet, ist – wie die Kunst selbst – ein Dokument seiner Zeit". 30 Jahre Geschichte haben keine wesentlichen Erkenntnisse zu Tage gefördert, die die Musik dieser "kreativen Energieproduzenten" der 60er heute in einem neuen Licht erscheinen ließen. Die Jazzgeschichte hat die hier getroffenen Aussagen vielmehr bestätigt. Einzig Anthony Braxton – hier "nicht gut behandelt", aber inzwischen durch Arbeiten von Wilson (1993) und Heffley (1996) rehabilitiert – hätte einer Korrektur bedurft. Aber auch eine solche Fehleinschätzung ist Bestandteil eines Zeitdokumentes..."

(Text: Wolke Verlag)

 

Eine Leseprobe ("Einleitung") gibt es hier. Der letzte Satz darin zitiert Gunther Schuller mit den Worten: "Der Leser muß auch hören". Wenn er/sie sich durch dies Buch dazu angeregt fühlt, dann hat Free Jazz sein vornehmstes Ziel erreicht.

 

  • Ekkehard Jost, Free Jazz. Stilkritische Untersuchungen zum Jazz der 1960er Jahre. 256 Seiten, Paperback. Mit Fotografien [u. a. von Val Wilmer und E. J.] und Notenbeispielen. Wolke Verlag, Hofheim 2002. 24,00 Euro

 

Black Talk

 

Black Talk. Schwarze Musik - die andere Kultur im weißen Amerika ist laut Verlag ein "[b]ahnbrechendes Standardwerk, das die Entwicklung der Schwarzen Musik als Ausprägung einer oral culture der literarisch geprägten weißen Kultur gegenüberstellt."

 

"Ein Buch, das ich nicht genug empfehlen kann, eines der beeindruckendsten Bücher über den Jazz, das mir jemals begegnet ist." - Gene Lees, Jazzletter

 

Ausführlicher ein Leser aus San Francisco, der am 6. April 1999 ein  Warenhaus mit folgender Kundenrezension beschenkte (die Sidran auf seiner Homepage zitiert):

 

"Mr. Sidran is a songwriter, singer and jazz pianist. He holds a doctorate in American Studies from Sussex University and has hosted a number of National Public Radio programs on jazz involving weekly interviews with Jazz musicians, the latter forming the basis for his work Talking Jazz: An Oral History [1992]. In this work, Mr. Sidran helps us understand that the basis for many of the unique Black contributions to the creation of Jazz music stem from the fact that these features were derived from the African oral cultural tradition. He goes on to explain that an oral culture is different from a literate culture [i.e.: European] since it is based on speech which is an improvisational and spontaneous act. In Black Talk, Mr. Sidran discusses how singular elements of black music such as a "vocalized tone" and a "peculiarly black approach to rhythm" helped Jazz evolve into a unique American art form. One of the most instructive, illuminating and unique books about Jazz ever written."

 

  • Ben Sidran, Black Talk. Aus dem Englischen (USA) von Heinrich Keim. Mit einem Vorwort von Archie Shepp. 192 Seiten, Paperback. Fotos von Val Wilmer. Wolke Verlag, Hofheim 1993 (2. Auflage). 19,00 Euro

 

Ben Sidran (*14. August 1943 in Chicago) ist ein amerikanischer Jazz- und Rockpianist, Organist, Sänger, Musikwissenschaftler, Journalist und Produzent. Black Talk (1970/72) war seine Dissertation.

 

2009 veröffentlichte Sidran das Album "Dylan Different", daraus das Stück "Tangled Up In Blue". Viel Spaß!


Kommentar schreiben

Kommentare: 0